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Einsatz Hochwasser 25.12.23 – 26.12.23

| Einsätze

 

Bereits in der Woche vor Weihnachten hat es in ganz Deutschland viel geregnet. Diesen Regen hatte das Sturmtief „Zoltan“ im Schlepptau. Die Weser war seit Anfang Dezember bereits auf einem höheren, wenn auch nicht bedrohlichen Niveau. Für die Weihnachtsfeiertage gab es verschiedene Prognosen für Dauerregen und ein Hochwasser der Weser, bei dem wir als Feuerwehr gegebenenfalls Maßnahmen ergreifen müssen. Daher traf sich der Hochwasserstab Reinhardshagen ab 22.12.2023, um regelmäßig über die Vorhersagen und die daraus notwendigen Maßnahmen zu sprechen. Bereits am 23.12.2023 wurden wir zu zwei kleineren Einsätzen gerufen (siehe Bericht Einsatz – Hilfeleistung Wasser im Keller Eichenweg), bei dem Wasser durch Mauern und Böden in Keller eingedrungen ist. Dies war bei einigen Gebäuden in Reinhardshagen der Fall, viele konnten sich aber selbst behelfen bzw. haben schon seit Jahren vorsorglich Pumpen installiert.

In der Vergangenheit gab es bei Hochwasser der Weser, vor allem in Kombination mit viel Regen, verschiedene Einsatzschwerpunkte. Hier wurden bereits bauliche Maßnahmen getroffen. So wurde z. B. ein Sperrwerk an der Zufahrt zum Vaaker Weg gebaut. Dieses hält das Weserwasser zurück, damit dies nicht das Oberflächenwasser aus dem Klinkerbach staut und die Gärten und Grundstücke im Bereich Eichhof und Wolfskaute flutet.

Ein weiterer Schwerpunkt ist der Oberflächenwasserkanal, der das alte Neubaugebiet Wolfskaute entwässert. Dieser Kanal führt mit einem Durchmesser von 2,20 Metern das Wasser direkt zur Weser. Wenn der Weserpegel aber zu hoch ist, kann das Oberflächenwasser nicht ablaufen und staut sich zurück. Daher gibt es dort eine Pendelklappe (Betonblock) am Radweg an der Weser, die den Kanal verschließt. So drückt kein Weserwasser mehr in den Kanal. Gleichzeitig muss das aus dem Wohngebiet kommende Wasser aber über die Barriere Pendelklappe in die Weser abgeführt werden. Dies machen seit ein paar Jahren zwei fest verbaute Hochleistungselektropumpen. Diese konnten aber ab dem 25.12.2023 die Regenmengen nicht mehr allein meistern.

Kurz nach 10.00 Uhr am 1. Weihnachtsfeiertag traf sich daher ein Teil der Einsatzkräfte der Feuerwehr mit einem Mitarbeiter vom gemeindlichen Bauhof und einem Mitarbeiter des Wasserverbands Peine. Denn das Oberflächenwasser gilt als Abwasser und fällt in unserer Gemeinde seit einiger Zeit in den Zuständigkeitsbereich des Wasserverband Peine. Gemeinsam sollten zwei weitere Elektrotauchpumpen in einem Pumpenschacht eingesetzt werden. Nach ca. 1,5 Stunden war die erste Pumpe im Schacht angekommen, wollte ihren Dienst aber nur für ein paar Sekunden aufnehmen. Danach ist sie mit einem bislang unbekannten technischen Defekt ausgefallen. Da die Installation alles andere als einfach ist und wir baldigst Entlastung im Kanal schaffen musste, wurde umgeschwenkt und wir zogen unserer Hochwasserpumpe der Feuerwehr an die Weser. Warum nicht gleich diese Pumpe? Die Elektropumpen laufen selbstständig und müssen nur ab und zu kontrolliert werden. Die Hochwasserpumpe benötigt dauerhaft eine Bedienmannschaft. Dies wollten wir eigentlich vermeiden, um Kapazitäten für andere Einsätze zu haben und die Einsatzkräfte Weihnachten erst einmal bei ihren Familien zu belassen.

Nachdem unsere Pumpe aufgebaut und weitere Arbeiten drum herum erledigt waren, verblieben drei Kameraden als Bedienmannschaft am Pumpenschacht. Tätigkeiten beim Betrieb sind hauptsächlich das Betanken des Dieselaggregats, neuen Kraftstoff holen und bei Störungen eingreifen.

Dies musste auch eine Zeit lang durch einen einzelnen Kameraden erledigt werden, denn um 14.07 Uhr wurden wir zu einem Verkehrsunfall mit eingeschlossener Person gerufen (siehe Bericht Einsatz Verkehrsunfall mit eingeklemmter Person B 80). Zwei der an der Pumpe eingesetzten Kameraden rannten direkt vom Pumpenplatz unweit des Feuerwehrgerätehauses zu den Fahrzeugen, um zügig auszurücken.

Dieser Einsatz wurde gemeistert und die Kameraden unterstützten wieder an der Pumpe, als rund 30 Minuten nach Rückkehr zum Feuerwehrgerätehaus die Melder erneut zur vorherigen Unfallstelle alarmierten. Der Abschleppwagenfahrer benötigte Hilfe beim Bergen des Unfallwracks. Diesmal fuhr nur ein Kamerad von dort mit zum Einsatz.

Nach dessen Rückkehr gegen 18.00 Uhr verlief der Abend erstmal recht ruhig. Allerdings konnte ein weiteres Ansteigen des Weserpegels beobachtet werden. Dann kam kurz vor 22.00 Uhr die Information zu uns, dass ein Stauwehr in der Fulda geöffnet wurde und mit einer Hochwasserwelle gerechnet würde. Hier stand ein Pegel von 6,50 Meter im Raum, was einen Anstieg um einen weiteren Meter bedeutet hätte. Daraufhin trat der Krisenstab erneut zusammen und beratschlagte, was zu tun ist. Die Höhe von 6,50 Meter war eine hochgegriffene Schätzung und hatte sich im Laufe der nächsten Stunde relativiert. Es wurde vom Krisenstab aber trotzdem mit einem weiter steigenden Pegel gerechnet und weitere Maßnahmen für den folgenden Tag vereinbart. In der Nacht wurden über die Leitfunkstelle Kassel gefüllte Sandsäcke bestellt.

Diese kamen aus Lohfelden, wo eine Sandsackfüllstelle eingerichtet wurde. Hier wurden Sandsäcke befüllt und auf Paletten verladen, die durch Gerätewagen von weiteren Feuerwehren in den Landkreis transportiert wurden. Diese Feuerwehren kamen aus Orten, die nicht oder nur geringfügig von dem Dauerregenereignis bzw. steigenden Pegeln betroffen waren.

Gegen 0.45 Uhr trafen kurz nacheinander die Kameraden aus Vellmar sowie aus Schauenburg mit hunderten Sandsäcken bei uns ein. Die Entladung erfolgte mittels Radlader durch einen Mitarbeiter des Bauhofes.

Danach war die Bedienmannschaft an der Pumpe wieder allein im Einsatz. Neben dem Biber, der an der Wasserkante entlang schwamm und sogar kurz an Land kam, war die Nacht eher ruhig. Der Pegel verblieb ab ca. 01.00 Uhr für ein längere Zeit auf seinem Niveau, bevor er langsam fiel. Der größte Kampf galt jetzt der Müdigkeit. Daher wurde an der einen oder andere Stelle – auf einer Bank oder dem Sitz des Mannschaftstransportwagens – ein kurzes Nickerchen eingelegt.

Am 2. Weihnachtsfeiertag trat der Krisenstab erneut zusammen. Durch vorliegende Messdaten aus dem Oberflächenwasserkanal wurde entschieden, die Hochwasserpumpe außer Betrieb zu nehmen.  Die zwei Elektrotauchpumpen sollten den Kanal ausreichend entwässern können.  Zumal laut Wetterbericht erstmal keine weiteren Niederschläge in erwähnenswertem Maß angesagt waren.

Daher wurden ab ca. 9.15 Uhr die Abgangsschläuche der Pumpe hinter die Pumpstelle gezogen und der Anhänger geschlossen. Wir stellten Bauzäune zur Absicherung der Pumpe und des Pumpenschachts auf, in dem noch immer die Saugschläuche standen. So hätten wir innerhalb kurzer Zeit die Pumpe wieder in Betrieb nehmen können, falls sich die Vorhersagen doch geändert hätten. Somit war dieser Einsatz ab ca. 10.00 Uhr für uns erstmal beendet.

Am heutigen Mittwoch (27.12.2023) trafen wir uns um 15.30 Uhr im Feuerwehrgerätehaus, um unsere Hochwasserpumpe weiter abzubauen und zusammen mit den eingesetzten Schläuchen zu reinigen und wieder alles zu verstauen. Weiterhin wurde die noch in dem anderen Pumpenschacht eingelassene Elektrotauchpumpe wieder herausgeholt und die Pumpenschächte verschlossen.

Diese Arbeiten waren gegen 18.30 Uhr abgeschlossen.

Wir bedanken uns bei den Einwohner/innen, die uns Kuchen und Süßigkeiten gebracht und damit die Arbeit ein wenig versüßt haben.

 

 

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Elektrotauchpumpe wird eingesetzt.
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Steuerung der Elektrotauchpumpe wird installiert.
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Einer der Saugschächte, hier mit der Elektrotauchpumpe, die einen Defekt hatte.
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Ein Synonym für Feuerwehr: nur gemeinsam sind wir stark.
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Die Bedienmannschaft kurz nach Inbetriebnahme der Hochwasserpumpe.
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Saugschacht mit den Schläuchen der Hochwasserpumpe. Unter Wasser sind die fest installierten Elektrotauchpumpen.
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Sandsäcke werden geliefert.
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Wie eigentlich die ganze Nacht: Regen. Blick auf die Abgangsleitung Richtung Weser.
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Am Morgen des 2. Weihnachtsfeiertages, ca. 2 Stunden vor Einsatzende.