Am 01.08.2024 verfing sich eine Starkregenlage über dem Altkreis Hofgeismar. Die ersten drei Einsätze bescherte uns diese Wetterlage am Donnerstagabend um 20.13 Uhr. Hier wurden wir in den Klinkersweg zu einem vollgelaufenen Keller gerufen.
Der Einsatzleitwagen fuhr die Einsatzstelle zur Erkundung der Lage an. Der Keller stand ca. 15 cm unter Wasser. Während der Erkundung meldete sich ein Nachbar, dessen Keller ebenfalls unter Wasser stand. Daraufhin wurde das Hilfeleistungslöschfahrzeug mit drei Tauchpumpen beladen und fuhr diese zwei Einsatzstellen an.
Die Keller wurden mittels unserer Tauchpumpen bis auf ein Minimum ausgepumpt. In der Zwischenzeit kam auch der Gerätewagen-Nachschub mit zwei Wassersaugern zu den Einsatzstellen. Weiterhin meldete sich ein weiterer Nachbar, der ebenfalls einen Wassereinbruch in seinem Keller bemerkt hatte. Somit wurden insgesamt drei Einsatzstellen abgearbeitet. Gegen 22.00 Uhr waren dann alle Fahrzeuge zurück im Gerätehaus.
Da sich die Wolkenformationen auf den Radarbildern der Wettervorhersagen über dem Altkreis Hofgeismar eindrehten, erwarteten wir für die Nacht von Donnerstag auf Freitag weiteren Regen und auch Einsatzstellen.
Was für uns unerwartet kam, war die tatsächliche Regenmenge. Wir wurden am 02.08.2024 um 1.50 Uhr alarmiert, um mit unserer Hochwasserpumpe (12.000 Liter pro Minute Nennförderstrom) die Feuerwehr Bad Karlshafen zu unterstützen. Anfahren sollten wir allerdings nicht direkt die Weser runter, sondern über Hofgeismar. Zu dieser Zeit war in Gieselwerder bereits die B80 wegen Überflutung gesperrt. Es gab immer mehr Informationen über die Schadenslage in einigen Ortschaften im Altkreis Hofgeismar. Katastrophenschutzzüge aus den südlichen Gemeinden des Landkreises Kassel wurden zu uns in den Norden geschickt, um den besonders stark betroffenen Orten zu helfen.
Was uns Sorgen bereitete, war der Hasselbach in Veckerhagen. Dieser war zum Zeitpunkt der Alarmierung kurz davor, sein Bachbett zu verlassen. Dies teilte uns ein Kamerad mit, der auf dem Weg zum Gerätehaus am Bach vorbeigefahren ist. Daraufhin wurde entschieden, dass wir in Reinhardshagen bleiben. Als Ersatz für uns sollte das Technische Hilfswerk Wolfhagen nach Bad Karlshafen fahren.
Da allgemein die Kanalisation die Wassermassen kaum mehr fassen konnte, wurde unsere Hochwasserpumpe am Pumpwerk Eichhof in Stellung gebracht. Hier entlasteten wir das Kanalnetz. Noch während des Aufbaus der Hochwasserpumpe wurden uns Einsatzstellen rund um den Hasselbach gemeldet, der mittlerweile ein reißender Strom geworden war. Das gesammelte Wasser aus dem Reinhardswald bildete eine so starke Strömung, dass große Steine und Baumstämme mitgerissen wurden.
Oberhalb der Poststraße verließ der Hasselbach sein Bett und überflutete mehrere Häuser. Im weiteren Verlauf wurde auch die Klosterstraße und weiter unten die Karlshafener Straße geflutet. Die Einsatzstellen kamen immer schneller rein und mit unseren vorhandenen Einsatzkräften und verfügbarem Material mussten wir planen, welche Einsatzstellen Priorität hatten.
Häufig können bei solchen Lagen die Keller erst leer gepumpt werden, wenn kein Wasser mehr nachfliest. So wurden erstmal Sandsäcke verteilt und an einigen wenigen Häusern Tauchpumpen in Betrieb genommen.
Teilweise wurden Kellerräume bis unter die Geschossdecke geflutet, wobei Heizöltanks aufschwammen und sich der Inhalt mit dem Regenwasser vermischte. Hier wurde bereits in der Nacht begonnen, Spezialfirmen zum Abpumpen zu kontaktieren. Was aufgrund der Flächenlage mit vielen betroffenen Ortschaften im Altkreis Hofgeismar schwierig war.
Zeitweise musste die Karlshafener Straße in Höhe Sparkasse/Fahrschule gesperrt werden, weil das Wasser zu hoch auf der Fahrbahn stand und nicht abfloss. Zufällig sahen wir gegen Morgen ein Kehrfahrzeug im Vaaker Weg. Kurzerhand wurde durch unseren Bürgermeister Fred Dettmar entschieden, dass das Kehrfahrzeug bei der Straßensäuberung helfen sollte, bevor der Schlamm fest trocknet. Damit konnten wir uns auf das Auspumpen weiterer Keller in anderen Straßen konzentrieren.
Am frühen Morgen um ca. 5.30 Uhr haben wir zur Unterstützung das Technische Hilfswerk Hann. Münden mit weiteren Pumpen angefordert. Nach einer Lagebesprechung im Gerätehaus fuhr das THW die Klosterstraße an, um hier die Keller von Wasser zu befreien. Im weiteren Verlauf wurden sich auch bei einer Einsatzstelle in der Karlshafener Straße eingesetzt.
Ebenso unterstützt wurden wir von der Freiwilligen Feuerwehr Hemeln (alarmiert um 6.40 Uhr), die mit zwei Fahrzeugen ebenfalls beim Leerpumpen von Kellern half.
Der Bauhof war die Nacht über ebenfalls mit uns im Einsatz. So wurden z.B. Kanaleinläufe kontrolliert und von mitgeschwemmtem Unrat befreit, Brücken kontrolliert und auch gesperrt.
Auch der landwirtschaftliche Betrieb Claus Baumgärtel aus Hilwartshausen unterstützte uns mit schwerem Gerät.
Mit Chemikalien bzw. Heizöl kontaminiertes Wasser wurde von mehreren Pumpwagen von Spezialunternehmen aufgenommen und wird fachgerecht entsorgt.
Bei der Bestandsaufnahme um 8.20 Uhr waren im Einsatz:
19 Einsatzkräfte der Feuerwehr Reinhardshagen
7 Einsatzkräfte der Feuerwehr Hemeln
7 Einsatzkräfte des THW Hann. Münden
8 Mitarbeiter des Bauhofs
Es wurden rund 25 Einsatzstellen (offiziell aufgenommene Einsätze) abgearbeitet.
Die Feuerwehr Hemeln ist um ca. 11.45 Uhr abgerückt, das THW Hann. Münden um 16.00 Uhr.
Bis 19.30 Uhr waren dann für diesen Tag alle Aufräum- und Säuberungsarbeiten abgeschlossen.
Bedanken möchten wir uns beim Technischen Hilfswerk Hann. Münden und den Kameraden der Feuerwehr Hemeln für die Unterstützung bei dieser Flächenlage. Die Zusammenarbeit verlief reibungslos und kameradschaftlich. Ohne diese Unterstützung wären wir noch viele weitere Stunden im Einsatz gewesen.
Weiterhin gilt unser Dank den Bürgern, die uns mit Kaffee, Getränken und Essen versorgt haben. Und Verständnis zeigten, wenn wir aus unterschiedlichen Gründen erstmal nicht direkt helfen konnten.
Und wichtig sind auch die vielen Helfer/innen, die Ihren Familienmitgliedern, Freunden und Nachbarn heute Nacht unter die Arme gegriffen und beim Beseitigen der Schäden geholfen haben. Zum einen zeigt dies einen tollen Zusammenhalt, zum anderen entlastet es uns als Einsatzkräfte, da wir nicht überall zeitgleich sein können.